Ausgrenzung im Sport greifbar gemacht
Woher kommt der Ausdruck „Schlappekicker“? Das und noch viel mehr erfuhren die vierundzwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Pullout - Programms der Bischof-Neumann-Schule am Dienstag, 23. April, in dem Workshop „Juddebube und Schlappekicker“, der vom Fritz Bauer Institut in Kooperation mit dem Eintracht Frankfurt Museum entwickelt worden ist und dort stattfand.
Nach einer kurzen Einführung in die Thematik am Beispiel verschiedener Ausstellungsobjekte hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, sich in Gruppen mit konkreten Beispielen zum Thema Ausgrenzung auseinanderzusetzen: Am Beispiel des Anwalts Paul Blüthenthal, der an der Formulierung der Vereinsatzung beteiligt war und dem 1933 nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten die Zulassung entzogen wurde, wurde für die Kinder die Ausgrenzung greifbar.
Auch durch den Vergleich eines Spielpasses von 1942 mit einem heutigen Spielpass sowie der Fußballerbiographie von Julius Lehmann, eines 1914 in Frankfurt geborenen begeisterten Fußballspielers jüdischen Glaubens, wurden die unmittelbaren Auswirkungen des nationalsozialistischen Regimes verdeutlicht.
Die Ausgrenzung von Frauen am Beispiel von Martha Wertheimer, die aus einer jüdischen Familie stammte, als Journalistin tätig war und als begeisterte Sportlerin u.a. im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen 1936 die Leistungen jüdischer Sportlerinnen und Sportler öffentlich würdigte und Kritik an den Nationalsozialisten übte, beeindruckte die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 7 und 8 tief, berichtet die begleitende Lehrerin Anne Borsch.Im zweiten Teil der Pullout-Veranstaltung wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die labyrinthartigen Gänge des Fußballstadions geführt und konnten u.a. kurz in der Kabine und auf der Ersatzbank der Eintracht Fußballer verschnaufen, allerdings ohne den heiligen Rasen betreten zu dürfen. Aber das tat der Veranstaltung keinen Abbruch, weil tatsächlich Mario Götze auf dem Weg zum Trainingsgelände an den Schülerinnen und Schüler der BNS vorbeiradelte, womit der Vormittag für die echten Fußballfans nicht mehr besser hätte werden können.
Hintergrund:
Fritz Bauer Institut
Leitbild des Instituts
„Das Fritz Bauer Institut ist eine unabhängige, zeitgeschichtlich ausgerichtete und interdisziplinär orientierte Forschungs- und Bildungseinrichtung. Es wurde 1995 als Stiftung bürgerlichen Rechts in Frankfurt am Main gegründet. Zweck der Stiftung sind Studium, Erforschung und Dokumentation der nationalsozialistischen Massenverbrechen, insbesondere des Holocaust. Darüber hinaus macht sich das Institut die wissenschaftliche, pädagogische und künstlerische Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik und ihren bis heute nachwirkenden Folgen zur Aufgabe.“ https://www.fritz-bauer-institut.de/leitbild
Das Pullout-Programm der BNS existiert seit dem Schuljahr 2011/12 und ist ein schulinternes Angebot, das sich an vielseitig interessierte, leistungsfähige und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 7 und 8 richtet, die sich durch eine hohe Motivation und schnelle Auffassungsgabe auszeichnen. In drei Workshops werden den Teilnehmenden Einblicke in interessante und komplexe Wissensbereiche gegeben.